Die Tuirstadt

Die Theuerstadt wurde schon im 5.-6. Jahrhundert besiedelt. Sie hieß Tuirstadt, was vielleicht auf thüringische Siedler zurück zu führen ist.

Auf dem Zweidlerplan kann man deutlich erkennen wie die Siedlung 1602 ausgesehen hat.

Der Name Theuerstadt bezeichnet heute nur noch den Platz vor der Gangolfskirche, war aber damals der Name der ganzen, von Bamberg unabhängigen, Siedlung.

Das Stift St. Gangolf wurde 1058 gegründet. Er hatte eigene Ländereien und eine eigene Immunität, was des öfteren zu Zwistigkeiten mit den Domherren führte, die auch gerne ein Stück vom Kuchen, sprich Wegezoll für die Fernhandels-Srtaße, gehabt hätten........

 

Die Tuirstadt entstand entlang einer wichtigen Handelstrasse, die von Lübeck bis nach Regensburg führte. Im Bamberger Talkessel lag die Abzweigung zum Domberg.

1825 noch wurde die Königstraße „Steinweg“ genannt, als Hinweis auf die wegen ihrer Bedeutung bestehende Pflasterung.

Die frühesten Urkunden aus der Tuirstadt (1144) waren Verkaufsprotokolle und Besitzurkunden. In der Tuirstadt lebten Bürgerfamilien, die ihr Geld an der Handelstraße verdienten: Schmiede, Fernhändler und Gastwirte.

Der Hauptsmoorwald reichte damals noch fast bis zur Regnitz. Und dort wo nun das Atrium Einkauszentrum steht, gab es einen kleinen Weiher, den Lausingweiher.

 

1368 wird urkundlich der erste Gärtner benannt. Die Bürger hatten eine Marktlücke entdeckt!

Die Theuerstadt war auf dem Weg zum Gärtner und Häckergebiet.

Keine Beschreibung von Bamberg kommt von da an ohne den Lobpreis der Gärtnerei aus.

 

Quelle: Gedächnisprotokoll nach einem Vortrag von Dr. Karin Dengler-Schreiber

 

Neueste Archäologische Erkenntnisse über die erste Besiedlung

Grabungen im Zuge der Stadtsanierung haben Erstaunliches in der Königstraße zu Tage gebracht. 

Die ältesten Befunde und Funde reichen weit zurück und lassen sich der Urnefelderzeit (ca. 1300 – 750 v. Chr.), d.h. der Spätbronzezeit zuordnen. Benannt ist die Urnefelderkultur nach der ihr typischen Bestattungssitte, die Asche der verbrannten Toten in Urnen zu bestatten. Zudem lässt sich während dieses Zeitabschnitts eine Tendenz erkennen, vermehrt natürlich geschützte Anhöhen zu besiedeln, bzw. auch zu befestigen. So liegt in Bamberg Fundmaterial dieser Kultur v.a. vom Domberg vor, wohingegen sicher zuzuordnende Siedlungsfunde aus dem Stadtgebiet bislang fehlten. Innerhalb der Grabungsfläche Obere Königsstraße konnten mehrere Gruben mit charakteristischem Fundmaterial, d.h. grober Gebrauchskeramik dokumentiert werden. Somit zeichnet sich eine Siedlungstätigkeit östlich des rechten Regnitzarmes bereits vor etwa 3000 Jahren ab.

Ein weiteres Ergebnis der Grabungen ist die Tatsache, dass die Tradition des Bamberger Gärtnerviertels bis ins Hoch- bzw. Spätmittelalter zurückverfolgt werden kann. Schon der Zweidlerplan aus dem Jahre 1602 zeigt im Grabungsbereich landwirtschaftlich genutzte Flächen. Bei den Ausgrabungen konnte nun ein Ackerhorizont des 13. bis frühen 14. Jahrhunderts dokumentiert werden, in den auch mehrere Gruben eingetieft waren, die wohl als Vorrats- oder Arbeitsgruben gedeutet werden können. Nach ihrem Auflassen wurden die Gruben zur Entsorgung der Abfälle genutzt. Das so überlieferte Fundgut wie Keramik, Tierknochen oder auch Eisenartefakte liefert wichtige Datierungsanhalte und gewährt einen Einblick in die Alltagskultur der mittelalterlichen Bewohner.

Aus dem Spätmittelalter bzw. der frühen Neuzeit (15./16. Jh.) stammen teils mächtige Planierschichten, die wohl den Abbruch eines Gebäudes widerspiegeln, das evtl. im weiteren Verlauf der Grabungen erfasst werden kann.“

 

Seit dem Hoch- bis Spätmittelalter dürften sich also Gärtnereien entlang des Steinwegs (heutige Königstraße), der heutigen Mittelstraße und Heiliggrabstraße ausgebreitet haben. Weitere wichtige Hinweise liefert der „Zweidlerplan“ - ein sehr detailierter Stadtplan Bambergs von 1602. Er weist eine dichtere Bebauung entlang der Königstraße und Heiliggrabstraße aus, mit beginnender Besiedlung an der dazwischen liegenden Mittelstraße. Hinter den Hofstellen liegen deutlich parzellierte Ackerflächen.

Neben dem Nachweis einer entwickelten Gärtnerkultur zeigt der Zweidlerplan eine Hauptanbaufrucht im Bamberg der Neuzeit: Das Süßholz. Das ist ein weiteres Indiz für eine 1602 schon etablierte Anbaukultur, da sich bereits eine Spezialisierung hin zum Gewürzkräuter- und Gemüsebau vollzogen hat. Das genannte Süßholz fand Verwendung zum Süßen von Wein und Speisen sowie zur Herstellung von Lakritzen und Arzneien. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte brachte die Expansion des sich immer weiter diversifizierenden Gemüseanbaus eine Verdrängung der übrigen Produktionszweige.

 

 

Sankt Gangolf

Sankt Gangolf ist die älteste noch erhaltene Kirche in Bamberg. Eigentlich erst eine Marienkirche trat im Laufe der Zeit das Patrozinium des St. Gangolf immer mehr in den Vordergrund. Seit der Gründung haben alle Jahrhunderte ihre Spuren am Bauwerk hinterlassen.

So wurde die ehemalige Stiftskirche als eine dreischiffige Basilika auf östlichem Querschiff erbaut: Im frühen 12. Jahrhundert ließ Bischof Otto einen, vielleicht auch beide Türme errichten. Das Langhausinnere wurde im 14./15 Jahrhundert gotisch umgestaltet. Dem rechten Seitenschiff waren bereits 4 Altäre angefügt worden. In der Barockzeit bezog man den Südflügel des Kreuzganges zugunsten der linken Kapellenreihe mit in die Kirche ein. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der romanische Chor durch den langen gotischen Bau ersetzt. Ca. 100 Jahre später musste er nach einem Einsturz wiederum erneuert, sogar neu geweiht werden.

Im Barock erhielten die Türme neue Helme, im Rokoko bekam die Kirche eine völlige Neuausstattung. Davon erhalten blieben das 1753 für die Vierung geschaffene Deckengemälde Joh. Jos. Scheubels d. Ä., sowie die Altäre der Seitenkappellen und das Chorgestühl. Letztere sind das Werk der Familie Mutschele, die selbst in der Theuerstadt wohnte und unserer Kirche engst verbunden war. Ihnen ist auch die Ausgestaltung des Hochaltares zuzuschreiben, dieser ein Hinweis, dass die Kirche ursprünglich mehr Marienkirche war: die Aufnahme Mariens in den Himmel, die HI. Gangolf und Johannes sind Zeugen dieses Ereignisses.

Erwähnenswert als Kunstgegenstände wären noch die im Ouerschiff angebrachte spätgotische Madonna, (aus der abgebrochenen Franziskanerkirche), sowie der aus dem 13.Jahrhundert stammende ,,Christus am Lebenshaum" (aus Alt-St.-Martin). Die Kanzel aus der Zeit des späten Rokoko, ehemals für die Katharinenspitalkirche gearbeitet, kam erst 1938 hierher.



Quelle: Website St. Gangolf/ Geschichte







Ezzolied

Der Bamberger Chorherr Ezzo schrieb 1063 im Auftrag des Bischofs Gunther von Bamberg (1057-65) für die Einweihung des Bamberger Kollegiatstifts St. Gangolph das fmhd. Gedicht "cantilena de miraculis Christi", nach seinem Autor Ezzo-Lied genannt. Die Hymne aus dem Geist der cluniazensischen Christusfrömmigkeit stellt eine heilsgeschichtliche Deutung der Weltgeschichte dar; sie drückt letztlich die Gewissheit aus, dass die Menschheit durch Christus errettet wird. Durch diese Siegeszuversicht und den meisterhafte Strophenbau wurde sie bei den Teilnehmern des Kreuzzuges von 1065 populär. In Stil und Inhalt hat das Ezzolied nachhaltig auf die mhd. Dichtung eingewirkt. Das Lied ist in zwei Fassungen erhalten: der kürzeren, fragmentarischen Straßburger Handschrift (7 Strophen; 11. Jh.) in alemannischer Mundart und deren jüngeren – und mit 34 Strophen umfänglicheren – Bearbeitung aus dem Augustinerchorherrenstifts Vorau (Steiermark; 12. Jh.) in bairischer Mundart. Nachfolgend eine Textprobe aus dem "Vorauer Ezzo":

Do irscein uns der sunne do irscein uns der gotes sun
uber alles manchunne mennisclichemo bilde:
in fine seculorum den tach braht er uns von dem himelen.

(Da erschien uns die Sonne, da erschien uns Gottes Sohn.
Über alles Menschliche, [doch] menschlich gestaltet:
Am Ende der Zeiten brachte er uns den Tag vom Himmel [herab])



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